Nach dem Krieg landeten wir als Flüchtlinge in Elsdorf/NRW. Der Ort liegt im Rhein-Erft-Kreis. Das Kohlekraftwerk Niederaußem war von der Wohnung aus zu sehen. Wer eine klare Sicht aus den Fenstern wollte, musste sie täglich putzen. Aus den hohen Kühltürmen werden die dritthöchsten Treibhausgasemissionen aller europäischen Kraftwerke emittiert. Mit dem Braunkohleabbau von RWE verschwanden immer wieder Nachbarorte, die anderswo neu angesiedelt wurden, ohne den Charme der alten Orte. Auch ein Ortsteil von Elsdorf wurde abgebaggert und die B 55 – ehemalige Römerstraße zwischen Köln und Aachen – wurde mehrmals verlegt. Die Elsdorfer Bürge war für die Elsdorfer das was der Ebersberger Forst für die Ebersberger ist. Aber sie gibt es nicht mehr. Sie war Teil des ehemaligen Bürgewaldes, zu dem auch der Hambacher Forst gehört. Bevor RWE begann, diesen abzubaggern, nannte sie die Bürge um in Hambacher Forst. Die lange Geschichte eines der drittältesten Wälder Deutschlands sollte verschleiert werden. Dieser „Bürgewald“ war etwas ganz Besonderes, nämlich ein Eichen-Hainbuchen-Maiglöckchen-Wald. Der Bestand an Maiglöckchen war so ergiebig, dass deren Blätter zentnerweise für ein Herzmedikament gepflückt und verkauft wurden. Das tat dem Bestand keinen Abbruch, jedes Jahr erschien die herrliche Pracht der Blumen von Neuem, bis die Abraumkante zu nahe war und der Grundwasserspiegel sank.
Ich will mit diesem Bericht keine Ängste schüren. Nein, unser Ebersberger Forst droht nicht abgebaggert zu werden. Es geht nur darum, fünf Windkrafträder in ihm aufzustellen. Man stelle sich vor, im Hambacher Forst hätte man Strom mittels Windenergie herstellen können. Auch wenn es viele Windräder gewesen wären: Es gäbe ihn noch, diesen wunderbaren Maiglöckchen-Wald!
Wir können uns glücklich schätzen, dass es inzwischen möglich ist, erneuerbare Energie zu nutzen. Diese ist unsere Zukunft und muss massiv ausgebaut werden, um so schnell wie möglich Dreckschleudern wie die Kohlekraftwerke abschalten zu können. Sie schädigen in beängstigter Weise unser Klima und damit unsere Lebensgrundlagen und machen krank.
Für mich sind Windräder Hingucker. Ich sehe sie gerne, ihre klare Linie mit den sich behäbig drehenden Rotoren. Ja, einige Vögel und Insekten werden den Rotoren zum Opfer fallen, aber wenn das Klima ‚im Eimer‘ ist, haben auch sie keine Zukunft mehr. Also lassen wir die Kirche im Dorf und beenden das ewige Klein-Klein-Gemeckere über Windräder! Wir brauchen sie und alle anderen erneuerbare Energieerzeuger dringend! Somit ist es Ehrensache und ein absolutes Muss bei der Abstimmung im Mai pro Windkraft – auch im Forst – zu stimmen.
Käte Moder